Pädagogik

Die Betreuung erfolgt auf Grundlage der Pädagogik nach Emmi Pikler (1902-1984), einer ungarischen Kinderärztin und nach Gesichtspunkten der Pädagogik Rudolf Steiners (1861-1925). Die Erfahrungen, die Emmi Pikler bei ihrer langjährigen hausärztlichen und pädagogischen Begleitung von Familien gewonnen hat, führten zu einem Bewusstseinswandel in der Kleinkindpädagogik. Die Würde und Kompetenz des Kindes, seine Eigeninitiative und -aktivität werden von Geburt an respektiert.
Das 1946 von ihr in Budapest gegründete Kleinkindheim ist für die Qualität der Betreuung, als Ort der Weiterbildung und einer Forschung, die das Leben der Kinder nicht stört, inzwischen weltweit als Lóczy oder Pikler Institut bekannt.
Eine Nachuntersuchung, unterstützt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hat erwiesen, dass der Kreislauf z.B. von Verlassenwerden und Wiederverlassen, von Beziehungslosigkeit, Gewalttätigkeit und anderen Langzeitschäden durch diese Art des beziehungsvollen Umgangs mit dem Kind durchbrochen werden kann.

Die Hauptgesichtspunkte dabei sind:
Die beziehungsvolle Pflege bei der ein Mitwirken des Kindes von Anfang an ermöglicht wird, dem Nachholbedarf an liebevollem Gepflegt werden so lange entsprochen wird, bis das Kind aus Freude selbständig werden will. Das ermöglicht ihm auch das Wiederfinden seines seelischen Gleichgewichtes.

Die autonome Bewegungsentwicklung, wobei jedem Kind für seine großmotorische Entwicklung (Emmi Pikler vermeidet das Wort Grobmotorik) die Zeit gelassen wird, die es für das Finden seines Gewichtes in jeder neuen Position von sich aus braucht. Ein Säugling wird in keine Lage oder Position gebracht, die er sich nicht von selbst erarbeitet hat und von sich aus einnehmen oder verlassen kann. Dadurch entsteht keine unnötige Abhängigkeit vom Erwachsenen. Die Erfahrung, aus eigener Kraft etwas zu schaffen, gibt dem Kind Selbstvertrauen. Ältere Kinder, die zu wenig Gelegenheit zur autonomen Bewegungsentwicklung hatten, können an Kletter- und Balanciergeräten (nach E. Hengstenberg) sowie in der Natur ihre Bewegungsfähigkeit nachentfalten und zunehmend geschickter und mutiger werden.

Das Ermöglichen des freien Spielens durch entwicklungsgemäßes Spielmaterial, das zum selbständigen Endecken und Erforschen einlädt und somit die Grundlage für Lernbereitschaft und Lernfreude legt.

Die Pädagogik Rudolf Steiners – als Waldorfpädagogik bekannt – ist das andere tragende Element der Arbeit mit den Kindern.

Dazu gehören:
•  eine die Kinder harmonisierende Tages-, Wochen- und Jahreslaufgestaltung,    einschließlich des Feierns der Sonntage und der Jahresfeste
•  Anregungen zu schöpferischem Spielen durch Phantasie frei lassende    Materialien aus der Natur, Tücher, ungesponnene Schafwolle, Dinge, die so    vielseitig verwendbar sind, dass aus ihnen alles entstehen kann, was ein Kind    zur Verwirklichung seiner Vorhaben braucht
•  ausgewählte Lieder, Märchen – vorzugsweise Erlösungsmärchen, entspannende    Geschichten und Gedichte, die zu einem beziehungsvollen Verhältnis der Kinder    zum Leben und zur Welt beitragen
•  die Art der Raumgestaltung, Farbgebung der Wände und Gardinen,    Wandschmuck und anderes mehr, tragen zur Harmonisierung der Kinder bei und    wirken der Reizüberflutung und Unruhe entgegen
•  der Nachahmungsfähigkeit und –willigkeit der Kinder in diesem Lebensalter wird    Rechnung getragen, indem Erziehung primär als Selbsterziehung des    Erwachsenen verstandenen wird, der von den Kindern nicht mehr verlangt als
   von sich selbst
•  biologische Vollwerternährung
•  Unterstützung der Entwicklung durch anthroposophische Medizin.

Es wird davon ausgegangen, dass ein Mensch, der als Kind schöpferisch gestaltend, verwandelnd spielen, aus Wenigem eine lebens- und inhaltsvolle Welt aufbauen konnte, eher in der Lage sein wird, später, die ihm gestellten Lebensaufgaben aktiv zu ergreifen. Es ermöglicht ihm das Beste aus den Gegebenheiten zu machen und damit sein Schicksal mit zu gestalten. Dies ist besonders für die Kinder, die schon schwere Beeinträchtigungen erfahren haben eine entscheidende Grundlage.

Letztlich ist es unser Ziel den traumatisierten und verhaltensauffälligen Kindern einen umhegten Schutzraum zu bieten, in dem sie sich ihrem Wesen gemäß stabilisieren und auf das weitere Leben vorbereitend entfalten können.